Red Beach

Trotz des starken Windes war auf der trockenen Felswand gut zu spüren, dass die Temperaturen jenseits der 30°C manifestiert waren. Eine Schweißperle bildete sich an ihrem Haaransatz und kämpfte sich an dem festsitzenden Strohhut, unter dem Bügel der Sonnenbrille das Gesicht herab und sammelte sich an ihrer weichen Kieferkontur, bevor sie herunter auf den sandigen Untergrund tropfte. Sie waren extra früh losgelaufen, um noch vor der prallen Mittagssonne über das Plateau herüber zu sein und in das kristallklare Wasser tauchen zu können, das zum Fuße der Felswände türkis bis mittelblau schimmerte. Der Sand glänzte im Kontrast leicht rötlich, die ersten Sonnenanbeter hatten es sich bereits gemütlich gemacht und ihr Lager unter den dunkelblauen Sonnenschirmen aufgeschlagen. Der Weg herunter zum Strand war ebenso steil wie der Aufstieg und immer wieder gaben ein paar Geröllsteine unter ihren Füßen nach. Munter purzelten sie dort entlang, wo auch sie ihre Direktion hingelenkt hatte. Das erste, das sie tat als sie den paradiesischen Strand erreichte, war die Schuhe abzustreifen und ihre erhitzten Füße in den noch angenehm temperierten Sand zu graben. Ein paar Meter von ihr entfernt hatten zwei Brüder oder Freunde ihr Hab und Gut niedergelassen und präparierten sich um den Wellen zu trotzen und mit ihren Schnorcheln das bunte Fischtreiben unter ihren durch den Salzgehalt des Wassers aufgetriebenen Körpern zu beobachten.

Während Nummer eins ins Wasser lief und verschwand, ließ Nummer zwei sich etwas mehr Zeit. Er stand mit seinem sonnengebräunten Körper bis zur Mitte der Waden im Wasser und beugte sich hinab. Mit seinen kräftigen Händen schöpfte er etwas klares Meereswasser, um damit seine schwarze, leicht gelockte Prachtmähne zu bändigen. Seine Haare waren etwas länger als der Durchschnitt der Herrenfrisuren, allerdings nicht so lang, als dass er sie in einem Zopf hätte zusammenfassen können. Er strich sich mehrfach über den Kopf, sodass seine Körperkontur verstärkt eine V-Form bildete. Nachdem er etwas Volumen zunichte machen konnte, wischte er über die markanten Züge seines Gesichtes und den ebenfalls tiefschwarzen 10-Tage-Bart. Er verkörperte in ihren Augen das, wovor sie die freundliche deutsche Verkäuferin in einer der zahlreichen kleinen Lädchen gewarnt hatte: „Verlieb dich nicht in einen Griechen, so wie ich damals!“

Sie seufzte. Es musste das Paradies sein hier am Red Beach. ©RMH

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