Ein Mal mehr…

Ein Mal mehr nach hinten schauen, ob die Paranoia sich doch täuscht und der schwarze Waldweg menschenleer ist.

Zwei Mal mehr schauen, ob der Perso auch wirklich in der Tasche ist, damit der Türsteher nachher den Eingang frei gibt.

Drei Mal mehr ins Rezeptbuch schauen bevor der Liebste heute Abend einen schwarzen Krustenbraten essen muss.

Vier Mal mehr prüfen ob der Ofen, der Herd und die Heizung auch wirklich aus sind, bis das Taxi zum Flughafen gerufen wird.

Fünf Mal mehr sagen, dass ich dich liebe und dich in den Arm nehmen, damit du niemals daran zweifeln brauchst.

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Wie im Rausch

Es sind schon die ersten Takte, die dafür sorgen, dass ich in eine Art Erinnerungsrausch verfalle. Völlig ungewollt drängt sich all das wieder in meinen Kopf, was mein Herz in mühevoller Kleinstarbeit in den hintersten Schubladen verstaut hat. Es ist der Gedanke an „unsere“ Zeit, die nun schon so lang zurück liegt, und doch der mein Herz ein wenig umschnürt. Bei weitem kein Stich mehr, doch schlucken muss ich trotzdem. Und einmal tief durchatmen. Jeder neue Titel weckt andere Bilder, Erinnerungen, Gespräche über das was war und das, was nie sein sollte. Und mein Herzschlag im Takt.

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Solitude

„Les gens se sentent seuls parce qu’ils construisent des murs au lieu de construire des ponts“

Diese Zitat habe ich einmal gelesen und seitdem verfolgt es mich. „Die Leute fühlen sich einsam weil sie Mauern bauen anstatt von Brücken“.

Für eine Mauer setze ich einfach Stein auf Stein, bis ich oben nicht mehr ankomme und habe sofort etwas, was mich schützt und sichert. Eine Brücke allerdings fordert viel Berechnung, Ahnung und Material. Und dann den ersten Schritt auf die gebaute Brücke zu setzen und zu hoffen, dass sie nicht einstürzt, erfordert viel Mut. Wenn sie trägt, verbindet sie Menschen miteinander, gibt ihnen damit aber gleichzeitig die Kraft sich zu verletzen.

Kein Wunder, dass die Menschen Mauern bauen.

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