Einfach für sich

Es gibt viele Dinge, die wir mit unseren Liebsten teilen. Wir sprechen darüber, lachen, weinen, schweifen ab und stoßen von einem Gedanken auf den anderen. Schon die kleinste Inspiration kann dafür sorgen, dass wir Nächte lang einfach reden und in unsere Vergangenheit schauen. Ein wunderschönes Gefühl, dies zu teilen.

Doch was ist mit den Erinnerungen, die wir nur für uns haben? Es sind Erinnerungen an Dinge, die man nicht teilen kann. Von Augenblicken aus unserem Blickwinkel, in unserem Farbschema, mit unseren Konturen. Es sind Erinnerungen von Gefühlen, die unser Herz empfunden hat, es war unser Puls, der zu rasen begann, unser Blut, dass in den Ohren rauschte. Diese Intensität bleibt für uns ganz allein.

Und die Erinnerungen an diese Dinge zaubern uns ein Lächeln ins Gesicht, von ganz alleine, einfach so. Einfach für uns.

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„Man muss das Leben tanzen“ Nietzsche

Es war ein Freitagabend, 20 Uhr und vor mir lag ein Abend vor dem Fernseher mit schlechtem Freitag-Abend-Programm. Meine Laune hatte sich schon gefährlich nah dem Gefrierpunkt genähert, sodass meine Mundwinkel meinen Kniekehlen hallo sagten. Ich hatte keine Lust auf einen Freitagabend. Alleine. Zuhause. Alle Menschen um mich herum waren beschäftigt, sodass es an mir lag, den Abend zu retten. Normalerweise hätte ich mich vermutlich vergraben unter einem Berg Decken und Kissen, doch nicht an diesem Abend. Ich sprang unter die Dusche, schaute was der Kleiderschrank noch hergab und machte mich auf den Weg in einen Club. Alleine. Die Jungs von Kollektiv22 trällerten in meinen Kopfhörern „Heut Nacht scheißen wir auf die Vernunft, indem auf der Zukunft tanzen“. Das war mein Motto. Es war mir plötzlich so egal, dass ich allein unterwegs war, es war mir egal, was die anderen von mir denken würden. Ich kannte ja sowieso niemanden. Als der DJ dann auch endlich sein Bestes dafür gab, dass ich auf meiner Zukunft tanzen konnte, machte ich mich auf den Weg auf die leere Tanzfläche und tanzte. Einfach für mich. Einfach nur so. Und es war befreiend.

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Parallelwelt

Manchmal frage ich mich, ob einige Menschen gerne tauschen würden, wenn sie wüssten, was für ein cooles Leben sie in meinem Kopf führen. Obwohl sie mir nur kurz über den Weg laufen, spielt sich in meinem Kopf so viel Spannendes ab, was meine Phantasie aus den Fetzen baut, die ich über die Person weiß. Ich glaub, ich würde gerne tauschen.

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Erste Zeilen

Heute möchte ich mit euch gerne die ersten Zeilen meines aktuellen Schreibprojekts teilen, weil ich irgendwie das Gefühl hab, das mal sagen zu wollen.

„Und es kam schon wieder dieser Wunsch in mir auf, der mich in letzter Zeit so oft übermannte wie eine eisige Lawine im Gebirge. Der Wunsch danach, endlich mal wieder in den Armen von Jemandem liegen zu können und zu weinen. Das mag vielleicht auf den ersten Blick sehr skurril klingen, doch genau das war es, was ich mir wünschte. Arme die mich hielten wenn mein Körper bebte, die behutsam über meinen Rücken strichen und mich wärmten, obwohl mir in diesem Moment schon so unglaublich warm war. Das war es, was ich mir wünschte.

Andere Menschen in meinem Alter wünschen sich vielleicht einen Bausparvertrag mit sicheren Konditionen oder endlich einen Diamantring geschenkt zu bekommen, doch all diese materiellen Dinge hatten für mich keinen Wert. Viel lieber wollte ich eine ehrliche Umarmung.“

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