Es regnet. Nicht so ein penetranter Dauerregen, der wehtut, wenn man sich ohne Schirm bewegt, sondern so ein heimtückischer Nieselregen, der langsam unter die Kleidung kriecht und von innen alles nass macht. Ich stehe in der Innenstadt an meinem Fahrrad, ziehe den Reißverschluss meiner Sweatjacke bis unters Kinn und fahre los. Schritttempo selbstverständlich, da ich noch immer kein neues Schutzblech über meinem Hinterreifen habe. Nass und schmutzig zu werden versuche ich somit zu umgehen. So fahre ich also auf den ersten 500m der noch vor mir liegenden 4 Kilometer bis zu meiner Wohnung, als ich an einem Spielplatz vorbeikomme. Ich weiß genau, wie mein Gesicht in diesem Moment aussehen muss: Als hätte ich in eine saure Zitrone gebissen, Mascara in den Augen und etwas ganz Schreckliches erfahren. So einen Blick hatte ich garantiert drauf. Auf dem Spielplatz entdeckte ich vier kleine Kinder, die in ihren bunten Regenjacken auf Seilen schaukelten, aufsprangen, barfuß durch den Sand liefen und die Rutsche bevölkerten. Die dazugehörigen Eltern hatten sich in ein Miniaturhaus verzogen um sich vor dem Regen zu schützen (im Sitzen stießen sie mit ihren Köpfen nahezu an die Decke).
Ich musste lächeln und wurde nachdenklich. Wann genau hatte ich angefangen, Regen nicht mehr cool sondern nervig zu finden? Warum war es mir nicht egal, dass ich nass und dreckig wurde?
Wieso genau können wir nicht mehr im Regen tanzen?
©RMH